„Was man misst, ist nicht immer das, was wirkt. Und was wirkt, lässt sich nicht immer sofort messen.“
Diesen Satz sollte man sich als Branding Verantwortliche/r eigentlich ins Strategiebuch schreiben ...
Die Führung von Marken steht heute an einem Scheideweg. Auf der einen Seite bewährte Tracking-Systeme, die das Markenbild über Zeitachsen hinweg erfassen – systematisch, vergleichbar, kontrollierbar. Auf der anderen Seite ein Markt, der sich zunehmend fluide, emotional und kulturell komplex präsentiert. Was früher als stabil galt – Markenimages, Zielgruppen, Touchpoints – erscheint heute wie durch ein Prisma gebrochen. Es setzt sich zusammen aus dynamischen Situationen, Kontexten und Bedeutungsräumen.
In dieser neuen Wirklichkeit geraten klassische Markentrackings zunehmend ins Schleudern. Nicht - weil sie schlecht wären, sondern weil sie ein statisches Modell auf eine dynamische Realität legen und damit zwangsläufig etwas übersehen: Das Warum hinter dem Was.
Natürlich liefern Bekanntheit, Sympathie, Relevanz oder Kaufabsicht wertvolle Orientierung. Doch sie tun es oft so, wie ein Thermometer Fieber misst – präzise, aber ohne Ursachenklärung. Ein Rückgang der Markenpräferenz wird sichtbar, aber nicht erklärt. Ein Anstieg der Awareness ist erfreulich, aber inhaltsleer, solange man nicht weiss, was im Kopf – oder besser - im Bauch der Konsumenten wirklich passiert.
Markenerleben ist heute kein linearer Prozess mehr. Es entstehen Bruchkanten zwischenIdeal und Realität, zwischen Markenversprechen und gesellschaftlicher Erwartung. Und - Markenerleben verändert sich oft über Nacht. Die logische Folge: Ein Trackingmodell, das auf Stabilität, Wiederholung und Vergleichbarkeit ausgelegt ist, wird blind für das Neue, das Irritierende – und manchmal auch das Bedeutende.
Klassische Markenforschung blendet zumeist jene Sphären aus, in denen sich Bedeutung bildet, bevor sie sich zeigt. Das betrifft vor allem:
Was wir also beobachten, ist keine Schwäche des Messens – sondern ein Strukturproblem der Methode. Um dies auf andere Weise zu illustrieren … man kann einem Barometer nicht vorwerfen, dass es keine Windrichtung angibt.
Moderne Markenführung beginnt dort, wo klassische Trackings enden: Bei der Interpretation des Kontexts. Wer verstehen will, was mit seiner Marke geschieht, muss hinter die Bühne schauen – die Bedeutungsräume, die kulturellen Codes, die psychologischen Verschiebungen anschauen, verstehen und interpretieren.
Das gelingt nur mit Methoden, die mehr können als «nur» zählen. Dazu gehören:
So banal es klingt: Ein Markenbild entsteht nicht in einem Fragebogen, sondern im Kopf des Kunden. Und dieser Kopf ist kein Rechenzentrum, sondern ein Resonanzraum.
Ein Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich registrierte einen signifikanten Rückgang in der Markenbindung. Die quantitativen Daten gaben zunächst keine klare Erklärung – weder Qualität noch Preisstruktur hatten sich verändert. Erst im Rahmen einer qualitativen Studie wurde deutlich: Die Zielgruppe hatte begonnen, bestimmte Marken mit einem Lebensstil zu assoziieren, der nicht mehr zu ihren aktuellen Werten passte. Es war kein Imageproblem – es war ein Wertebruch. Ohne die vorgenommene «Tiefenbohrung» wäre das unsichtbar geblieben.
Markenführung heute ist nicht nur ein analytischer, sondern ein kultureller Akt. Sie verlangt ein Gespür für Zwischentöne, Bedeutungsverschiebungen und symbolische Aufladungen. Klassische Markentrackings stossen hier an ihre Grenzen – nicht aus methodischer Schwäche, sondern aus struktureller nicht erfassbarer Kurzsichtigkeit. Wer Marken strategisch führen will, muss hören, was zwischen den Zahlen gesagt wird. Man muss verstehen, bevor man entscheidet. Und man muss bereit sein, neben dem messen auch zu deuten – wenn auch Deutungen keine hard facts sind. Aber nur so lassen sich Emotionen wirklich erfassen und interpretieren.
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